Im Rahmen der bis 2020 laufenden EFRE-Förderperiode (EFRE, d.h.: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) werden im Fördergebiet Leipziger Westen vielfältige Projekte bezuschusst. Um interessierten Bürger*innen und Projektinteressierten die Möglichkeit zu eröffnen, sich über Fördermechanismen und -wirksamkeiten zu informieren, bereiten wir hier an dieser Stelle nach und nach Projekt-Vorstellungen und -Steckbriefe auf. Damit wollen wir dem Transparenzbedürfnis der Bürgerschaft Folge leisten.
Wissenswertes über LIEBER LOSE
Eines der ganz großen Probleme unserer Stadt ist die Vermüllung des öffentlichen Raums. Wo man hinsieht Plastiktüten, die durch die Gegend wedeln, Verpackungsmaterialien auf den Fußwegen, von Rabenvögeln zerfetzte Mülleimerinhalte – verteilt in den Parks und so weiter und so fort.
Da in sinnvoller Weise gegenzusteuern, beginnt beim Kaufverhalten jedes einzelnen Individuums. Doch dafür braucht es auch Möglichkeiten, „unverpackt“ einzukaufen.
Franziska Frank, eine der Gründerinnen von LIEBER LOSE, erzählt von ihrem Angebot: „Das LIEBER LOSE ist ein verpackungsfreier Laden im Leipziger Westen, auf der Zschocherschen Straße. In einem Gründungsteam von vier Menschen wurde der Laden durch ein umfangreiches Crowdfunding und private Darlehen finanziert. Das funktionierte bankunabhängig und macht mich tatsächlich heute auch sehr stolz, weil sich dies durch unsere einjährige Bestehenszeit zieht: unabhängig und kund*innennah sein zu wollen.
Zu uns kommen Menschen, die rundum ökologisch einkaufen wollen. Aus 1000 Lebensmittel- und Drogeriewaren kann bei uns beinah alles, weitestgehend verpackungsfrei, erworben werden. Menschen kommen zu uns mit ihren eigenen Verpackungen, Dosen, Gläsern, Beuteln und Netzen.  Die Initialzündung für die Gründung des Ladens war der eigene Wunsch, noch ökologischer, saisonaler und lokaler einkaufen zu können.“
Im Vorfeld der Gründung staute sich auch bei Franziska Frank der Unmut. „Mein letztes Arbeitsverhältnis hat mich in die Medizin-IT-Landschaft verschlagen. Das war eine wertvolle und nachhaltige Aufgabe, aber wirklich langfristig konnte ich mich dort nicht sehen. Der Bereich ist mir persönlich zu männerdominiert.“, so sie selber über eine weitere Komponente, die zur Gründung beitrug. „Das war in Berlin. Leipzig als Stadt hat mich schon immer angezogen. Ferner ist es näher an meiner Heimat. Als ich damals die Idee vom Unverpacktladen, dem LIEBER LOSE in Leipzig, hatte, gab es nur einen weiteren. Mein eigenes Konsumverhalten hinterfrage ich schon lange. Der Laden macht es mir jetzt leicht, rundum bewusst zu konsumieren. Das ist im ganz Kleinen ein besonders nützlicher Nebeneffekt.“
Den Unverpackt-Laden LIEBER LOSE gerade im Leipziger Westen anzusiedeln, hatte dann doch eher pragmatische Gründe. „Es gab damals einen solchen Laden im Leipziger Süden und einen, der zur identischen Zeit wie das LIEBER LOSE, im Osten geplant wurde. Da war es klar, dass wir uns im Westen ansiedeln werden. Bei unserer Immobiliensuche sind wir spontan und glücklich fündig geworden. Da brauchten wir nicht lange überlegen. Wir haben heute eine prima Lage für unser Vorhaben: eine Ecke, die die Viertel Schleußig, Plagwitz und Lindenau verbindet.“
Mittlerweile ist LIEBER LOSE aus dem Stadtteil nicht mehr wegzudenken. Was natürlich auch daran liegt, dass das Team nicht nur Produkte verkauft, sondern auch mit einer gesellschaftlichen Philosophie aufwarten kann. Franziska Frank erzählt darüber: „Wir sind heute sieben Menschen, die im Laden arbeiten. Anna Helbig, Anna Hack, Julia Bernardes, Chris Michalski, Annika Poller und Sarah Effertz sind mein kompetentes Team. Wir arbeiten weitestgehend hierarchiefrei, gemeinschaftlich und achtsam miteinander. Damals habe ich den Laden mit zwei Angestellten eröffnet. Das ist eine personelle Steigerung, die ich selbst nicht erwartet hatte, die aber die glückliche Nachfrage, nachdem was wir tun, ermöglicht. Wir sind Menschen aus unterschiedlichen Professionen, aber alle mit dem Wunsch und der Freude daran, ein so aufgehendes Konzept den Kundinnen bereit zu halten. Wir haben im Laden beinah durchgehend angenehme Begegnungen. Bei uns einzukaufen dauert länger als in einem Geschäft, wo alles eingepackt ist. Menschen, die zu uns kommen, kommen mit Zeit und Lust am Lebensmittel. Das ist an der Grundstimmung im Laden auch zu spüren. Drängeln, Eile und Hektik gehören nur sehr selten zu unserem Arbeitsalltag.“