Der dreieckige Schmuckplatz hat eine bewegte Geschichte. Die denkmalgeschützte Grünfläche soll 2024/25 saniert werden.

Eine der letzten Stadtumbaumaßnahmen im Leipziger Westen wird die Sanierung/Neuordnung der öffentlichen Freifläche Weißenfelser / Alte Straße in Plagwitz sein. Kern ist der dreieckige Schmuckplatz, der als Kulturdenkmal mit ortsentwicklungsgeschichtlicher Bedeutung zwischen dem ehemaligen Rathaus und der ehemaligen Post von Plagwitz liegt. Die öffentliche Grünfläche weist große gestalterische und funktionale Defizite auf. Das vorhandene Stadtmobiliar sowie Wege, Bepflanzungen und Gehölze sind dringend sanierungs-, teilweise erneuerungsbedürftig.

Vom slawischen Siedlungskern zum Zentrum des gründerzeitlichen Plagwitz

Die kleine Grünfläche zwischen Alte Straße und Weißenfelser Straße ist leicht zu übersehen, weil sie ein wenig versteckt liegt und meistens auch ganz unbelebt erscheint. Dennoch ist sie stadtgeschichtlich bedeutsam, denn sie markiert den Siedlungsrand des slawischen Dörfchens Plagwitz. Wo heute Häuser stehen, befand sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Hirtenteich. Zwischen ihm und der heutigen Erich-Zeigner-Allee lag eine dreieckige freie Fläche. Um 1860 wurde hier eine Straße angelegt, welche die alte Dorfstraße („Alte Straße“) nach Süden verlängerte. Ein Plan von 1880 zeigt im Grunde schon das heutige Straßennetz, wobei die Dreiecksfläche selbst zu dieser Zeit teilweise bebaut war. Nur wenig später sollte sich das dörflich wirkende Bild grundlegend ändern. 1883/84 wurden beidseits des „freien Platzes“ das Rathaus und 1889 das Postamt errichtet, unweit davon die Heilandskirche – das neue Zentrum von Plagwitz war entstanden.

Schon ab 1881 hatte die Gemeinde Plagwitz damit begonnen, die bis dahin in Privatbesitz befindlichen Grundstücke der Dreiecksfläche zu kaufen. Dabei taucht zum ersten Mal der Begriff „Rathausplatz“ auf. Wie die Fläche ursprünglich gestaltet war, zeigt ein Plan von 1915: im nördlichen Platzbereich gab es ein großes baumumstandenes Rondell mit einem weiteren Baum in der Mitte – in etwa dort, wo sich heute das leere Brunnenbecken befindet. Vom Rondell aus führten drei Wege in Richtung Rathaus, Post und auf die Weißenfelser Straße. Weitere Baumreihen standen entlang der drei Platzkanten. Detaillierter gezeichnet ist ein Plan des Hochbauamtes Leipzig von 1898. Bei ähnlicher Gestaltung wie im Plan von 1915 sind in dieser Zeichnung in der Platzmitte weitere kleine Rondelle und ein Kriegerdenkmal dargestellt. Aus den Akten ist ersichtlich, dass dieses Denkmal von der Ecke Weißenfelser / Walter-Heinze-Straße hierher versetzt werden sollte. Ein Grund dafür: der wenig respektvolle Umgang vor allem der Jugend mit dem Denkmal. Ausgeführt wurde dieses Vorhaben wohl nicht.

Von der Neugestaltung 1987 bis heute

Zu DDR-Zeiten wurde 1987 der – bis heute namenlose – Schmuckplatz umgestaltet. Zusätzliche Wege erschließen seitdem den langen und schmalen Südteil des Platzes. Das Rondell wurde zu einem rechteckig angelegten Aufenthaltsbereich mit Bänken, Mäuerchen und einem Brunnenbecken in der Mitte. Eine gut 1,60m hohe Brunnenskulptur (Kupferplastik) wurde von den Buntgarnwerken in der Nonnenstraße gestiftet. Nach der Wende wurde die Brunnenplastik abgebaut und zwischengelagert. In den 2010er Jahren galt die Plastik als verloren, Buntmetalldiebe hätten sie gestohlen. Über den verschwundenen Brunnen wurde im Ortsblatt 2/2018 berichtet. Nach Schließung von Post und Rathaus Plagwitz nahm das Passant*innenaufkommen im Umfeld des Platzes deutlich ab, und damit auch seine Bedeutung im Stadtteil. Heute leidet die Nutzbarkeit des Platzes nicht nur an seiner Gestaltung, sondern auch an mangelnder Barrierefreiheit.

Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche 2022 lud das Stadtumbaumanagement Leipziger Westen am autofreien Sonntag die Nachbarschaft dazu ein, auf der vernachlässigten Grünfläche gemeinsam „Platz zu nehmen“. Trotz widrigen Wetters folgten an die fünftig Menschen jeden alters der Einladung und kamen über die Historie der Fläche aber auch über eigene Erinnerungen und Nutzungserfahrungen aus.

Nach einiger Verzögerung der Planung der Stadtumbaumaßnahme “Neugestaltung des denkmalgeschützten Grünfläche” kommt nun, Anfang 2024, Bewegung in das Projekt. Weitere Informationen gibt es in Kürze hier auf der Website und im Newsletter des Stadtumbaumanagements (s. Startseite).