Warum Stadtumbau im Leipziger Westen?

Die Stadt Leipzig versuchte bereits sehr frühzeitig, den negativen wirtschaftlichen, sozialen und städtebaulichen Entwicklungen der Nachwendejahre mit einer gesamtstädtischen Strategie entgegen zu steuern. Die damals entwickelten konzeptionellen Ansätze im Stadtumbau haben Leipzig zum Vorreiter für zahlreiche andere Städte werden lassen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Leipzig die viertgrößte Stadt Deutschlands mit einer prosperierenden und vielfältigen Wirtschaftsstruktur. Während der DDR-Zeit erfuhr die Stadt einen zunehmenden wirtschaftlichen und städtebaulichen Niedergang. Zwischen 1960 und 1990 sank die Einwohnerzahl von ca. 590.000 auf ca. 511.000. Die für die Stadt prägenden gründerzeitlichen Quartiere wurden weitgehend sich selbst überlassen und verfielen in Teilen. Nach der Wende 1989 nahmen die Einwohnerverluste zunächst weiter zu: 1998 lebten noch 437.000 Einwohner in Leipzig. Fast jede fünfte Wohnung stand leer, in den Gründerzeitquartieren lagen die Leerstandsquoten teilweise bei über 70 Prozent.

Dies veranlasste die Stadt Leipzig im Jahr 1999, den Strategieprozess “Neue Gründerzeit” zu starten, der im Jahr 2000 in den “Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau und Stadterneuerung” (STEP W+S) mündete. Der STEP W+S war Wegbereiter für den Start des Programms Stadtumbau Ost in Leipzig. 2009 wurde schließlich das Integrierte Stadtentwicklungskonzept “Leipzig 2020” (SEKo 2020) beschlossen, welches die Ziele der Fachkonzepte mit den übergeordneten strategischen Zielen der Kommunalpolitik verbindet.

Angesichts des großen Handlungsbedarfs und der begrenzten kommunalen Finanzmittel wurden im SEKo 2020 fachübergreifende Schwerpunkträume eingegrenzt, in denen der gebündelte Einsatz von Ressourcen besonders dringlich und zugleich erfolgversprechend erschien. Eines der am stärksten von sozialen und städtebaulichen Problemlagen betroffenen Stadtgebiete war der „Leipziger Westen“. Das gesamte Gebiet zwischen Leutzsch im Norden und Kleinzschocher im Süden war zu dieser Zeit geprägt durch ruinöse Bausubstanz, eine Vielzahl von denkmalgeschützten, aber weitgehend leerstehenden Industriebauten, hohen Wohnungsleerstand, einen hohen Anteil von erwerbslosen Menschen und ein geringes Durchschnittseinkommen – um nur einige der Phänomene zu nennen. Damit bestand hier ein besonders hoher Handlungsbedarf.

Doch auch die Entwicklungspotenziale des Leipziger Westens waren klar erkennbar: etwa die vielfältige Mischung von Nutzungen, die großen Gewerbebrachen sowie die Lage an der Elsteraue.

Die mit dem SEKo 2020 verfolgten strategischen Ansätze wurden auf teilräumlicher Ebene durch den sogenannten ‚konzeptionellen Stadtteilplan‘ (KSP) untersetzt. KSPs als informelle  Pläne (also solche, die keine direkte rechtliche Bindungswirkung haben) beinhalten Zielstellungen und fachübergreifende Aussagen zur mittel- bis langfristigen Entwicklung des Plangebietes, mit denen öffentliche und private Investitionen besser gesteuert werden können.

Durch die gezielte Überlagerung des Stadtumbaugebietes mit den Programmgebieten der Städtebaulichen Erneuerung (Sanierungsgebiete), den Programmen der integrierten Stadtentwicklung Urban II sowie EFRE wurde eine Bündelung der Förderansätze möglich.

Der Einsatz der Stadtumbaumittel erfolgte mit dem Fokus auf der Unterstützung von Eigentümeraktivitäten in abgegrenzten Interventionsbereichen sowie auf der Umsetzung der Ziele des Fachkonzeptes Wohnen (vor allem Förderung von Gebäudesicherung, Eigentumsbildung und Zwischennutzungen in Gebäuden, aber auch auf freigelegten Flächen und in Baulücken).