EFRE: Wer sind die Menschen, die dein Angebot nutzen?

Becher: Das ist so einfach nicht zusammengefasst. Meine jüngste Patientin ist acht Jahre alt, meine älteste 84. Im Bereich der Naturheilkunde suchen mich die Menschen hier aus dem Viertel mit Schmerzen, Diabetes, Allergien, Autoimmunerkrankungen und anderen Leiden auf. Die einen suchen eine Begleittherapie zu ihrer schulmedizinischen Versorgung, andere eine Alternative zum Hausarzt. Ich kann mir viel mehr Zeit nehmen für jeden Einzelnen, oft bis zu zwei Stunden. Im Bereich der Psychotherapie bei der Behandlung von Depressionen, Ängsten sowie der Sexual- & Paartherapie kommen Menschen aus dem ganzen Stadtgebiet. Ich versuche, wo es möglich ist, mit den Haus- und Fachärzten und Psychotherapeuten zusammenzuarbeiten. Auch einfach zum Wohlfühlen für eine schöne Massage kommen viele Menschen. Ein Großteil hier aus Lindenau, aber auch aus dem ganzen Stadtgebiet. Mein Einzugsgebiet für die Massage reicht aber weiter, bis Torgau und Gera. Die spezielle Kombination meines Angebots sorgt für Patienten bis hinein in die alten Bundesländer.
EFRE: Du sprachst von deinem Alleinstellungsmerkmal – welches ist das konkret und wie weit geht der Alleinstellungsradius?

Becher: Mein Alleinstellungsmerkmal ist, dass ich den Menschen in seiner Ganzheit versuche zu begreifen und Körper und Psyche gleichermaßen in dem Wissen behandeln kann, dass alles mit allem verbunden ist und sich gegenseitig beeinflusst. Ich berühre und fasse die Menschen zum Beispiel in der Massage an, ich rede und höre zu, arbeite psychotherapeutisch, setze bei psychosomatischen Schmerzen Injektionen, Infusionen und auch Blutegel ein. Mich interessiert die Körperchemie und ich mache deshalb auch Labordiagnostik. Sicherlich gibt es Menschen in der Nähe, die ähnlich arbeiten, aber ich habe Patienten aus Magdeburg, Erfurt oder sogar Nürnberg, die zu mir kommen. In der Sexualtherapie kommt mein weitentferntester Patient aus Dortmund. Der war schon einige Male hier, dazwischen arbeiten wir per Skype.
EFRE: Du warst einst Gastronom – wie hast du dich wo und wie lang ausbilden lassen, um ja jetzt deine doch recht andere Berufung auszuüben?

Becher: Die Gastronomie war ja nur ein Intermezzo, welches ich neben meiner kaufmännischen Tätigkeit betrieben habe. Aber du hast schon recht. Als Gastronom liegt mir das Wohl der Gäste am Herzen. Von daher war der Wechsel in die Gesundheitsbranche nur ein kleiner Schritt. Zumindest, was die Einstellung und Patientenorientierung betrifft.

Begonnen hatte alles mit den Massagen. Weiter habe ich damals noch nicht gedacht. Das waren zum Teil mehrere Wochenenden oder auch mal zwei Wochen am Stück. Die eigentliche Qualität der Berührung entsteht ja aber durch das Tun. Das ist wie beim Tanzen. Zwischendurch immer wieder Weiterbildungen zu einzelnen Körperteilen: Fußreflex, Rücken, Bauch…. Der längste Teil der Massage-Ausbildung war die Tantramassage, das waren mehrere längere Blöcke, verteilt auf zweieinhalb Jahre. In die Sexualtherapie habe ich gut vier Jahre in den Sexocorporel investiert und nochmal fast zwei in die systemische Sexualtherapie.

Der Heilpraktiker lief da schon parallel. An dem hab ich knapp drei Jahre gepaukt bis zur Prüfung. Aber wenn du den hast, darfst du zwar viel, aber du kannst noch nichts. Die Tage und Stunden für Infusionen, Schmerz und Neuraltherapie, Schröpfen und Blutegel und all die anderen Seminare, für die ich Wochenenden oder ganze Wochen fern der Familie war, kann ich kaum zählen. Im Moment bin ich noch in der Ausbildung zur Neurobiologie nach Dr. Klinghardt. Da liegen noch zwei Jahre vor mir und einen weiteren Vertiefungsstudiengang in Sexualtherpie will ich auch noch machen.