Zusammenfassung der Ergebnisse der Informations- und Beteiligungswerkstatt „Entwicklung der städtischen Brachflächen Kuhturmstraße“ | 28. September 2023 im Haus der Stadtmission

Den Auftakt der zweiteiligen öffentlichen Veranstaltung setzte die Stadtverwaltung mit einem Grußwort, das die Zielstellung einer nachhaltigen, zukunftsorientierten und bürgernahen Entwicklung von Grün und Bebauung in der Kuhturmstraße heraushob.

Im Informationsteil wurde die städtische Position zur Flächenentwicklung und deren fachliche Entscheidungsgrundlagen vorgestellt. Diese war von einer ämterübergreifende Arbeitsgruppe erarbeitet worden. Kurz gesagt spricht sich die Stadtverwaltung für eine Aufwertung der „Quartiersmeile Kuhturmstraße“ aus, deren Grundlage eine ausgewogene Entwicklung von hochwertigem, öffentlichem Stadtgrün und kompakter, sozialgerechter Bebauung ist. Auch Verbesserungsideen für eine zukunftsfähige Mobilität sollen in das Gesamtkonzept einfließen.

In diesem Sinne soll vorzugsweise der nördliche Teil der derzeitigen Grünflächen weiterhin unbebaut und als öffentliches Grün erhalten bleiben sowie aufgewertet werden. Zugleich soll eine effiziente und klimabewusste Bebauung vorzugsweise auf den Flächen südlich der Kuhturmstraße erfolgen.

Das Publikum nutzte während der Diskussionsrunde die Gelegenheit, dazu Fragen zu stellen und Meinungen zu äußern. Aus den beteiligten Fachämtern der Stadt waren Mitarbeiter-/innen anwesend, die entsprechende Erläuterungen und Antworten geben konnten.

Das danach eingeholte Meinungsbild zeigte unmittelbar, was den Menschen im Publikum bei der Entwicklung der Flächen am Wichtigsten ist: der Erhalt und die Aufwertung von Grün am Standort erhielt großen Zuspruch, aber auch eine sozialverträgliche bauliche Entwicklung wird hier gesehen. Zustimmung zum städtischen Ansatz (Entwicklung von bezahlbarem Wohnungsbau mit Quartiersangeboten und eine unbebaute öffentliche Grünfläche) kam von der knappen Hälfte der abgegebenen 20 Stimmen. Etwa jede/r Vierte konnte sich jedoch noch kein Urteil bilden.

In der anschließenden Beteiligungswerkstatt arbeiteten interessierte Bürger/-innen, darunter Stadtbezirksbeiräte, Mitglieder des Lindenauer Stadtteilvereins aber auch Anwohner/-innen aus der Nachbarschaft gemeinsam mit Mitarbeiter/-innen unterschiedlicher Fachämter der Stadt Leipzig und externen Fachleuten an vier Thementischen. Hier wurden die Ansätze der Stadtverwaltung durch Nutzungserfahrungen, konkrete Bedarfe und lokale Perspektiven ergänzt und kritisch hinterfragt. In sehr konstruktiver Atmosphäre diskutierten die Gruppen auf Augenhöhe. Die Ergebnisse werden wiederum in die nächsten Entwicklungsschritte einfließen.

Thementisch 1 – Bezahlbares Wohnen plus

Die Gruppe verständigte sich darauf, dass die Zielgruppe für eine Wohnnutzung auf den Flächen eine gute Mischung unterschiedlicher Haushaltsgrößen und Altersgruppen sein sollte. Auch Menschen mit besonderen Bedarfen, die üblicherweise Zugangsschwierigkeiten zum Wohnungsmarkt haben, sollen berücksichtigt werden. Es wird festgehalten, dass künftiges Wohnen auf den Flächen barrierefrei und bezahlbar sein soll. Ausschließlich sozialen Wohnraum sieht die Gruppe jedoch nicht. Die Teilnehmenden haben den Anspruch einer zukunftsfähigen Bauweise und Gestaltung. Dabei misst man der öffentlichen Nutzung der Erdgeschosszone hohe Bedeutung bei. Es besteht der Wunsch, dass im Rahmen des Projektes selbst genutzter Wohnraum entsteht, der in genossenschaftlicher oder genossenschaftsähnlicher Organisation entwickelt wird. Auch das Potential, durch Gemeinschaftsflächen Wohnflächen zu reduzieren, wurde am Thementisch diskutiert.

Thementisch 2 – Öffentliches Grün & Stadtökologie

Nach einer gemeinsamen Nutzungsabfrage und Zieldiskussion teilten sich die Teilneher-/innen in zwei Kleingruppen auf. Beide Gruppen erarbeiteten Lösungsansätze für die Aufwertung der nördlichen Brachfläche als öffentliche Grünfläche. Interessant: es wurden sehr ähnliche Ziele und Gestaltungsansätze entwickelt für einen kleinen Stadtpark, der ein guter Ort für Mensch und Natur sein soll. Einig war man sich auch darüber, dass die stadtökologische und stadtklimatische wirksamkeit der Grünfläche im Vordergrund stehen soll. Deshalb musste eine Priorisierung und begründete Verortung der Nutzungswünsche erfolgen. Beide Gruppen stellen sich eine Gestaltung vor, die die bestehende Bepflanzung integriert und ergänzt, mit Geländemodellierungen arbeitet und eine gute Ausstattung wie zum Beispiel mit schattigen Aufenthaltsgelegenheiten bietet. Damit im Konflikt werden klassische Freizeit-/Sport-/Spielnutzungen gesehen, die sich weder räumlich noch funktional einzugliedern scheinen. Die Frage, an welcher Stelle in der Nachbarschaft beziehungsweise im Quartier diese Nutzungsbedarfe und Vorschläge umgesetzt werden können, wird für den weiteren Prozess gestellt.

Thementisch 3 – zukunftsfähige Mobilität

Nachdem die Teilnehmenden zunächst die Kritikpunkte an der heutigen Situation zusammentrugen, sammelten sie anschließend Lösungsansätze im Sinne einer zukunftsfähigen Mobilität. Insgesamt stellt die Gruppe fest, dass die Verkehrssicherheit erhöht werden und durch geeignete Maßnahmen gesichert werden muss. Die Teilnehmenden geben dem Fuß- und Radverkehr mit angemessenen Verkehrsflächen oberste Priorität. Der Ansatz eines Parkraumbewirtschaftungskonzeptes wird diskutiert, der Anwohnerparkplätze oder die Öffnung des Parkdecks über Kaufland für öffentliches Parken als Elemente haben könnte. Eine Stärkung des ÖPNV (=Öffentlicher Personennahverkehr), aber auch die reduzierte Lärmbelastung durch die Straßenbahn und das Einführen von Rasengleisen wäre für die Arbeitsgruppe wünschenswert. Eine zusätzliche Haltestelle in der Kuhturmstraße wird als Potential zur Belebung der zukünftigen Quartiersmeile gesehen.

Thementisch 4 – Quartiersmeile/Stadtraum

Zunächst diskutierte die Arbeitsgruppe darüber, was den neuen Stadtraum – die „Quartiersmeile“ – künftig ausmachen soll. Dabei wurde der Idee zugestimmt, das Bebauung und Grün Teil des Stadtraums sein sollten. Eine bauliche Entwicklung, die mit verschiedenen kleinteiligen Angeboten in den Erdgeschosszonen den öffentlichen Raum belebt, wird in Fortsetzung zum Lindenauer Markt entlang der südlichen Fläche gesehen. Als konkretes Nutzungsbeispiel werden Mieträume vorgeschlagen, die das private Raumangebot für bestimmte Anlässe ergänzen. Anwohner/-innen sollten diese einfach und niedrigschwellig nutzen können. Vorstellbar wäre auch eine Neuaufteilung des Straßenraums, um „grüne Inseln“, Arkaden oder Nischen zum Verweilen und zur freien Nutzung zu schaffen. In den Obergeschossen ist eine Wohnnutzung mit bedarfsgerechten Wohnungsgrößen im bezahlbaren Segment wünschenswert.

Nach der Arbeitsphase an den vier Thementischen wurden die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen vorgestellt. Die für die Organisation und Durchführung des Abends Verantwortlichen dankten allen Mitwirkenden für ihre engagierte und konstruktive Arbeit in der Werkstatt. Die Verwaltung kündigt an, im nächsten Schritt die Ergebnisse des Abends auszuwerten und weitere Planungsschritte zu verabreden.

Auf der Intersetseite der Stadt Leipzig finden Interessierte sämtliche Informationen, Unterlagen und Dokumentationen sowie alle Neuigkeiten zum gesamten Prozess.