Wünsche an eine skate-freundliche Stadt

von Nicola Simon

Mittlerweile ist Skateboarden sogar Olympia-Sportart, und dennoch sind Skater*innen im Leipziger Westen verzweifelt auf der Suche nach Orten, an denen sie ihrer Leidenschaft nachgehen können. Denn bislang wurden hier alle offiziellen Skate-Rampen restlos abgebaut; noch existente Elemente sind schadhaft oder bieten nicht genug Anlauffläche. Alternative Möglichkeiten werden daher dringend gesucht.

Seit dem Aufkommen des Skateboardens in den USA der 1950er Jahre hat sich die Sportart über den Globus ausgebreitet. Sie wächst seither rasant und wird dabei immer diverser. So vereint die Rollsportszene neben jeglichen Boards auch Inliner und Rollerskates, BMX-Räder und Scooter, also Roller. Sogar Skaten mit Rollstuhl wird stets populärer. Besonders während der Pandemie sind viele aufs „Brett“ gestiegen, denn als kontaktloser Individualsport ist Skaten eine Corona-konforme Bewegungsform. Obwohl vorrangig Jugendliche mit dem Sport assoziiert werden, vereint die Gemeinschaft verschiedenste Personen.

So auch im Leipziger Westen. Neben den Gehwegen zwischen Gießer- und Naumburger Straße ist der Skate-Spot entstanden. Ein Treffpunkt, der bei Jung und Alt, Erfahrenen und Neulingen gleichermaßen angesagt ist. „Alle fühlen sich hier frei, willkommen und authentisch“, so Benni, Anna und Chris, drei erfahrene Skater*innen vor Ort. Die gemeinschaftlich entwickelte Anlage passt gut in das umgebende Industrieambiente. Solche inoffiziellen Do It Yourself-Parks sind typisch für die Szene, denn dadurch entsprechen die Ramps, Pipes und Rails genau den Vorstellungen.

Seitdem Skaten existiert, werden Boards und Anlagen selbst erschaffen. Die Gemeinschaft steht seither für Zusammenhalt, aber auch Non-Konformität. Schon immer wurden Baustellen, leerstehende Pools, Gräben und Hinterhöfe illegal befahren oder Anlagen eben selbst gebaut. Der erste offizielle deutsche Skatepark entstand 1978 in München. In der DDR galten Skater*innen oft als staatsfeindlich, weil sie gegen Regeln verstießen und einen Trend aus dem Westen verbreiteten. Trotzdem engagierten sich einige für eine gesamtdeutsche Community.

Der Konflikt liegt damals wie heute in der unkonventionellen Nutzung städtischer Räume. Doch genau das macht Skaten aus – die unübliche Lesart des Städtischen. Es werden Flächen und Objekte genutzt, die eigentlich andere Funktionen erfüllen: Eine Sitzbank wird zu einer Curb, eine Straßenlaterne zu einem Pole und eine Treppe mit Geländer wird für einen Big-Air oder zum Grinden genutzt. Die Anforderungen an ein Gelände sind nicht hoch. Jede versiegelte, glatte Oberfläche mit etwas Platz zum Anlauf nehmen und Ausrollen ist zum Skaten geeignet. Dennoch tut sich die Stadt Leipzig schwer, neue Flächen auszuweisen. Lärmschutz, Denkmalschutz und der Erhalt von Grünanlagen sind Gründe, die viele Flächen ungeeignet machen.

Ein Lösungsvorschlag für das Problem könnten mehrere dezentrale Einzelhindernisse, sogenannte Obstacles sein. Sie beanspruchen viel weniger Raum als eine große Anlage. Auch Benni ist überzeugt, „der Westen braucht Mini-Ramps“! Er und seine Community erhoffen sich Verständnis für ihre Situation. Sie wünschen sich sichere Anlagen, auf denen ohne Lärmbeschwerden geskatet werden darf. Außerdem schnelles Handeln seitens der zuständigen Ämter und von Beginn an mehr und breitere Beteiligung bei der Konzeption von Skate-Elementen.

Um selbst aktiv zu werden, gründeten einige Skater*innen unlängst die Initiative „Mobiler Skatespot“, mit dem Ziel, ein Freizeitangebot für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu schaffen. Dafür sind die jungen Pädagog*innen bestens vorbereitet: mit ihren mobilen Skate-Elementen wollen sie überall und Allen Skaten ermöglichen und zeigen, dass es weder viel Platz noch aufwändige Anlagen benötigt.