Der lange Weg zum fußgängerfreundlichen Stadtteil
Bericht zur Bürgersprechstunde des OBM zum Fußverkehr in Lindenau am 12.10.2021

Fußverkehr ist die Grundlage für jegliche Mobilität in unserer Stadt und stellt dabei die natürlichste und grundlegendste Form unserer Fortbewegung dar. Gehen ist Ausdruck von Handlungsfreiheit, Unabhängigkeit und Teilhabe.“ So beginnt das Vorwort der Fußverkehrsstrategie, die im Oktober vom Stadtrat bestätigt wurde. Auf dieser Grundlage soll 2022 ein Fußverkehrsentwicklungsplan für die Gesamtstadt erarbeitet werden. Auf Stadtteilebene werden die Maßnahmen dann in Fußverkehrskonzepten konkretisiert. Bis 2030 möchte Leipzig eine besonders fußgängerfreundliche Stadt mit Vorbildcharakter sein.

Wie es Lindenau um den Fußverkehr bestellt ist, vermittelte die diesjährige „Bürgersprechstunde zum Fußverkehr“. Seit 2015 organisiert der FUSS e.V. mit dem Ökolöwe Umweltbund Leipzig e.V. und dem Fußverkehrsbeauftragten der Stadt Leipzig einen Spaziergang mit Oberbürgermeister Burkhard Jung. Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung unterstützten mit fachlichen Erläuterungen den Bürgerdialog. Über 50 interessierte Bürger*innen, Gewerbetreibende und Stadtteilakteure nahmen am zweistündigen Rundgang vom Lindenauer Markt zur Karl-Heine-Straße teil. An verschiedenen Stopps wurden typische Situationen bezüglich der Benutzbarkeit öffentlicher Wege und Plätze besprochen. Dabei kamen Menschen aus dem Stadtteil zu Wort, stellten Fragen und schilderten Problemlagen.

Burkhard Jung hörte aufmerksam zu und versprach, Hinweise mitzunehmen und sich für die Umsetzung einzelner Maßnahmen einzusetzen. Dazu gehört die unzulässige Aufstellung von Bauzäunen auf Gehwegen, die dann für Fußgänger kaum nutzbar sind, wie derzeit an der Ecke Odermann-/ Gemeindeamtsstraße. Elternvertreter*innen beklagten zudem, dass für die Nachbarschaftsschule ein Schulwegeplan fehlt und die Kinder durch die Baustelle besonders gefährdet sind. Jetzt will die Stadt eine Geschwindigkeitsbegrenzung in der Odermannstraße auf 30 km/h prüfen. Trotz guter Ansätze ist auch die Merseburger Straße für Fußgänger kein angenehmes Pflaster, obwohl sie sogar das Potential zur Fußgängerzone hat. Auch zugeparkte Zugänge zu Plätzen und Grünflächen sind – trotz Parkverbot – ein Dauerthema, wie das Beispiel Karl-Heine-Platz zeigte. Hier wurden kreative Ideen vorgestellt, die kurzfristig umgesetzt werden könnten, wie die Markierung mit Symbolen am Boden oder die Aufstellung von Fahrradbügeln seitlich des Eingangs.

Neben den Defiziten konnten sich die Spaziergänger*innen und der Oberbürgermeister aber auch von gelungenen Lösungen und positiven Entwicklungen überzeugen, die einem fußgängerfreundlichen Stadtteil gut zu Gesicht stehen. Beispielhaft dafür stehen die Spielstraßenzone in der Josephstraße und die Umgestaltung des Lindenauer Marktes. Auch die Verlegung des Radweges der Karl-Heine-Straße auf die Fahrbahn ist ein Gewinn für den Fußverkehr, wenn sich alle Radfahrer*innen daran gewöhnt haben werden. Das umfangreiche Wegenetz auf begrünten Bahntrassen sowie die zahlreichen „Schlippen“ bieten bereits ein hohes Maß an Qualität und Sicherheit für den Fuß- und Radverkehr, das es zu erhalten gilt. Denn die Fußverkehrsstrategie zielt darauf ab, die Wege nicht nur sicherer zu machen, sondern den öffentlichen Raum für alle zu verbessern: Barrierefreie Straßen und Plätze, die zum schlendern, begegnen, verweilen, spielen und zur Bewegung an frischer Luft einladen.

Links & Kontakte:

Protokoll zur Bürgersprechstunde des OBM 12.10.2021 (Stadt Leipzig)

Ökolöwe Umweltverbund Leipzig e.V.

Fuß e.V. Deutschland, Ortsgruppe leipzig

Fußverkehrsbeauftragter der Stadt Leipzig, Friedmann Goerl