Wenn ein Umzug oder eine Vergrößerung notwendig wird, ist es für Unternehmen schwierig geworden, im „vollen“ Leipziger Westen neue Flächen oder Räume zu finden. So ging es auch dem Sanitätshaus Schürmaier, das im Oktober 2019 einen Neubau in der Lützner Str. 163 bezogen hat. Das Stadtumbaumanagement hat sich darüber mit der Geschäftsführerin Chris Schürmaier unterhalten.
Ihre neue Firmenzentrale ist ja nun schon seit einiger Zeit fertig und bezogen. Sind Sie gut in Neulindenau angekommen?
Ja, der Standort in Neulindenau ist hervorragend. Wir sind sehr gut erreichbar für unsere Kunden, besonders nahe gelegen zu Grünau, zum Duncker-Viertel oder das neue Wohngebiet am Lindenauer Hafen. Unsere Stammkunden vom gesamten Leipziger Westen erreichen uns gut mit der Straßenbahn. Ausreichend Parkplätze gibt es direkt hinter unserem Neubau. Einen Strich durch die Rechnung hat uns allerdings Corona gemacht. So mussten wir alle geplanten Veranstaltungen zur Neueröffnung absagen. Unser großes Event „Menschen bewegen“ mit zahlreichen Indoor- und Outdoor-Aktivitäten, Mess- und Beratungsstationen sowie weitere Aktionen mit Hausmesse, Buchlesungen, Roadshow Reha-Technik und Präsentation „Mode mit Funktion“ – alles konnte nicht stattfinden. Gleichzeitig möchte ich alle informieren, dass wir ein Hygienekonzept haben, dass wir in unserem großen Sanitätshaus mit geräumigen Beratungskabinen genügend Platz zur Einhaltung der Abstandsregeln haben und wir mit High-Tech-Messgeräte berührungslose Messungen durchführen können. Aktuell haben Bundesregierung und Spitzenverband der Krankenkassen auch die Versorgungswege erleichtert, so dass bei bekannten Diagnosen Verordnungen für Folgeversorgungen auch ohne Arztbesuch möglich sind. Und die aktuellen Kontaktbeschränkungen spüren wir natürlich auch in der Besucherzahl im Sanitätshaus.
Wir wissen, dass es für viele Unternehmen inzwischen sehr schwierig geworden ist, innerhalb des dynamisch wachsenden Leipziger Westens neue Räume zu finden. Wie lief das bei Ihnen? Wie aufwendig war es, überhaupt ein geeignetes Grundstück zu finden?
Oh ja, sehr schwierig war die Phase der Suche nach einem geeigneten Grundstücks, die schon vor mehr als 10 Jahren begonnen hatte. Wichtig war die Lage in Bezug auf Hauptverkehrsstraße und Sichtbarkeit sowie Größe für Lager, Logistik, Werkstatt, Parkplätze und Präsentationsflächen. Und Leipziger Westen war die wichtigste Anforderung, weil der Familienbetrieb Schürmaier seit seiner Gründung vor fast 70 Jahren durch meinen Großvater im Leipziger Westen – sogar in der Lützner Straße – ansässig war und hier unsere vielen treuen Stammkunden leben. Dieses Eckgrundstück hat uns besonders fasziniert und wir hatten das Glück, dass wir in einem mehrstufigen Bieterfahren vom Bund den Zuschlag für den Erwerb dieses Grundstücks im Jahr 2014 erhalten haben. Betrachtet man jetzt die Planungen der Stadt Leipzig und der Nachbarschaftsbereiche, so stimmt mich das sehr zuversichtlich für die Zukunft und bestätigt mich in der Entscheidung zur Standortwahl.
Und als ein Grundstück gefunden war, zeigte sich ja, dass Sie größer bauen mussten als eigentlich gewünscht. Wie ist das für Sie ausgegangen?
Nun, der Bebauungsplan der Stadt Leipzig hat uns vorgeschrieben, dass wir vier Etagen haben müssen und eine bestimmte Gebäudehöhe wurde auch vorgegeben. Anfänglich schien uns das überdimensioniert, doch nach detaillierter Planung unter Zukunftsaspekten, moderner Arbeitsplatzgestaltung und Investitionen in die Orthopädie-Technik wurde bald klar, dass wir die Größe tatsächlich brauchen. Rückblickend war es eher schwierig geeignete Planer und Bauunternehmen zu finden, welche die Anforderungen unseres Konzepts auch umsetzen können. Damit meine ich beispielsweise die Barrierefreiheit, ein modernes Shop-Konzept, dass sich mehr am Einzelhandel orientiert als am klassischen, medizinischen Filialauftritt der Branche, vernünftige Raumhöhen und Büroräume, anspruchsvolle Werkstattanforderungen und vieles mehr. Das Ergebnis können Sie jetzt bewundern. Ich lade alle ein, sich bei uns umzuschauen. Hilfsmittel sind auch keine Frage des Alters – Vom Baby und Kind über Berufstätige und Sportler bis hin zu den „Best Agers“ und Pflegebedürftigen – für jeden ist etwas dabei, getreu unserem Motto „Qualität zum Leben“.
Auf Ihren Freiflächen haben Sie einen sehr schicken Rollator-„Hindernisparcour“ eingerichtet. Für mobilitätseingeschränkte Menschen (aber natürlich auch für andere) sind die Gehwege in der Stadt ja an vielen Stellen eine echte Herausforderung: zu schmal, Querneigung, Zustand, Material, Hindernisse usw. Wie ist das in „Ihrem“ Stadtteil? Bekommen Sie das auch von Ihren Kund*innen zurückgemeldet?
Ja, ab und an schon. Während es in Grünau schon sehr gut gelöst ist, gibt es in den älteren Wohnvierteln tatsächlich noch Potential für Verbesserungen in Bezug auf die Wegeführung für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Gerade dort setzen wir mit unseren Hilfsmitteln an. Mit ultraleichten Carbon-Rollatoren z.B. überwinden Sie Bordsteinkanten mühelos und mit entsprechender Federung kommt man auch ohne Gelenkschmerzen über die Leipziger Kopfsteinpflaster. Um das auszuprobieren, haben wir unseren einzigartigen Testparcour entwickelt. Gemeinsam mit dem Fachberater kann der Interessierte eine Vielzahl von Modellen testen und diesen Mix aus verschiedenen Untergründen, schiefer Ebene und Bordsteinkanten mit dem Rollator erleben. Wir beraten dann auch über die richtigen Größen und Einstellungen, Ausstattungsvarianten, geben Tipps zum richtigen Laufen und Möglichkeiten zur Kostenerstattung. Der Parcour eignet sich auch hervorragend für Elektromobile oder für die ersten Schritte mit einer maßgefertigten Prothese.
Und zuletzt: Ihre erst vor wenigen Jahren eröffnete Zweigstelle am Diakonissenkrankenhaus bleibt erhalten?
Natürlich. Mit dem ev. Diakonissenkrankenhaus verbindet uns eine schon mehr als 30 jährige Zusammenarbeit. Mehr als 20 Jahre arbeiten wir bereits mit unserer orthopädischen Werkstatt auf dem Klinikgelände. Besonders die Patienten profitieren von den kurzen Versorgungswegen in der Behandlung und im Sinne einer schnellstmöglichen Entlassung. Und unser 2012 eröffnetes Sanitätshaus mit angeschlossener orthopädischer Werkstatt in der Georg-Schwarz-Straße 55 bleibt selbstverständlich erhalten. Es ist wesentlicher Bestandteil im Unternehmensverbund und wichtige Anlaufstelle für die Anfragen aus der Klinik und beispielsweise auch für unsere Kunden aus Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg, Rückmarsdorf und weiter. Natürlich beschränkt sich unsere Arbeit nicht nur auf den Leipziger Westen. Über alle Stadtteile und über Leipzig hinaus versorgen wir unsere Kunden, wenn nötig auch im Hausbesuch.
Bilder: Sanitätshaus Schürmaier