Für die Entwicklung der städtischen Flächen in der Kuhturmstraße zur “Quartiersmeile” liegt nun ein Zwischenergebnis vor. Seit 2021 beschäftigt sich die Stadtverwaltung intensiv mit der Fläche. Im Jahr 2023 wurden in einem mehrteiligen fachlichen und bürgerschaftlichen Beteiligungsprozess Ziele und Ideen für die Aufwertung der städtischen Flächen gemeinsam herausgearbeitet.

Die Stadt Leipzig plant, mittelfristig die beiden gegenüberliegenden städtischen Grünflächen in der Kuhturmstraße in Altlindenau weiter zu entwickeln. Die Flächenentwicklung soll sowohl dem Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum als auch dem Erhalt und der Aufwertung der Grün- und Freiflächen für die Menschen im Quartier gerecht werden. Zudem erfordern die klimatischen Herausforderungen zukunftsfähige Lösungen für die Gebäude und Freiflächen für morgen. Ziel ist es, die Kuhturmstraße durch eine teilweise Neubebauung mit belebten Erdgeschosszonen und der Aufwertung der Grün- und Freiflächen für Mensch und Natur zu einem attraktiven urbanen Raum umzugestalten. So kann eine attraktive “Quartiersmeile Kuhturmstraße” entstehen, die den Bereich zwischen Angerstraße und Lindenauer Markt durch hohe Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten mit neuem Leben erfüllt.

Auch in den nächsten Planungsschritten ist die interessierte Öffentlichkeit eingeladen, diese Entwicklung mit zu verfolgen und sich einzubringen.

Aktuelle Informationen

  • Öffentlichen Sitzung des Stadtbezirksbeirat Altwest | Während des öffentlichen Teils der Sitzung des Stadtbezirksbeirates Altwest am 16.10.2024 ab 17:30 Uhr im Rathaus Leutzsch (Beratungsraum 1. Etage) wird es eine Information zum Stand der Flächenentwicklung geben. Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben hier die Möglichkeit, den Ausführungen zu folgen und Fragen zu stellen.
  • Die Internetseite der Stadt Leipzig |
    • Hier informiert die Stadt Leipzig laufend über aktuelle Termine und Neuigkeiten zur Flächenentwicklung Kuhturmstraße.
    • Hier informiert die Stadt Leipzig über den gesamten Entwicklungs- und Beteiligungsprozess “Quartiersmeile Kuhturmstraße” seit 2021. Dazu gehören die ausführlichen Dokumentationen des mehrstufigen Beteiligungsprozesses sowie die daraus hervorgegangenen Ergebnisse.
  • 11. Leipziger Wohnprojektetage | Workshop Kuhturmstraße zum Interessensbekundungsverfahren, 30.11.2024 10 Uhr im CapaHaus, Jahnallee 61
    Die Wohnprojektetage bieten am 29. und 30.11.2024 unter dem Motto “Wohnprojekte durch die Krise” vielfältige Angebote, sich auszutauschen, zu vernetzen und sich zu informieren rund um das kooperative Bauen und Wohnen. Neben dem ‘Markt der Möglichkeiten’, Diskussionsrunden und einem Projektrundgang werden auch Workshops angeboten. Programm und Anmeldung.
  • Ein Interessensbekundungsverfahren zur Bebauung der Südseite der Kuhturmstraße mit der Einreichung von Nutzungsideen ist für 2025 geplant.
  • Blühwiesen Kuhturmstraße |
    Zur Förderung der biologischen Vielfalt wurden auf den städtischen Flächen in der Kuhturmstraße Blühwiesen angelegt. Für die Entwicklung der artenreichen Blühwiesen mit gebietsheimischen Gräsern und Wildkräutern wurde bereits Anfang August 2024 der Boden vorbereitet. Anfang Oktober hat der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig das regionale Saatgut aufgebracht.
    Mehr Informationen zu Blühwiesen in Leipzig.

Wie geht es weiter mit der Umsetzung?

Illustration: DuW family 2024

Grünfläche auf der Nordseite

Die Fläche wird dauerhaft eine öffentliche Grünfläche bleiben. Sie soll aufgewertet werden, damit sie den Anforderungen der Menschen aus dem Stadtteil mehr entspricht, besser an die Herausforderungen von klimatischen Begebenheiten angepasst ist und die Biodiversität vor Ort fördern kann. 

Um die notwendigen Grundlagen und Vorarbeiten für die Freianlagenplanung zu schaffen, wurden für den Doppelhaushalt 2025/2026 Vorplanungsmittel vorgesehen. Voraussichtlich kann schon im Jahr 2025 mit der Vergabe grundlegender Leistungen (wie zum Beispiel dem Aufmaß der Fläche) begonnen werden. 

Für die Grünfläche wurden bereits viele Ideen im Rahmen des Beteiligungsprozesses herausgearbeitet, die als Grundlage für die Planung herangezogen werden. Darüber hinaus wird das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) die Bürgerschaft und die politische Vertretung des Stadtteils auch in den weiteren Prozess einbinden.

Somit wird die Stadt Leipzig als Eigentümerin von ihrem geltenden Baurecht auf der Nordseite der Kuhturmstraße keinen Gebrauch machen.

Bebauung auf der Südseite

Um das Ziel vielfältiger Wohnformen und lebendiger Erdgeschossnutzungen auf der Südseite der Kuhturmstraße zu erreichen, soll ein Interessensbekundungsverfahren für diese Fläche durchgeführt werden. Dabei sollen sich interessierte Baugruppen, soziale Träger, Genossenschaften oder sonstige Bauwillige mit ihren Vorstellungen zur Nutzung der Fläche oder von Teilen der Fläche bewerben können.

Eine breit aufgestellte Jury unter Einbindung des Stadtteils wird im ersten Schritt auswählen, welche Nutzungskonzepte an diesem Standort gut passen könnten. Als Grundlage für diese Entscheidung werden die zuvor durch Fachleute und die Stadtteilbewohnerschaft im Beteiligungsprozess definierten Vorstellungen und Qualitäten dienen (mehr Informationen im Synthesepapier (PDF 2,8 MB). Die ausgewählten Interessent/-innen werden im nächsten Schritt gemeinsam die spätere Bebauung der Fläche planen. Damit wird gewährleistet, dass die neue Bebauung kleinteilige und lebendige Nutzungen berücksichtigt.

Im Herbst 2024 soll dieser Vorschlag zum weiteren Vorgehen öffentlich vorgestellt werden, so dass sich bereits im Rahmen der 11. Wohnprojektetage am 29. und 30. November 2024 erste Interessierte darüber informieren können. Der offizielle Start des Interessensbekundungsverfahrens und damit die Möglichkeit zur Einreichung von Nutzungsideen ist für 2025 geplant.

Ergebnisse aus der Fach- und Bürgerbeteiligung

Die Bürgerschaft und die Stadtverwaltung wünschen sich eine Verbesserung der Flächen an der Kuhturmstraße und den Erhalt von grünen Erholungsräumen. Die Stadtverwaltung hat im Mai 2023 den Auftrag vom Stadtrat erhalten (Beschlussvorlage – VII-P-07960-DS-02), eine Entwicklung der Flächen nach dem Leitbild der doppelten Innenentwicklung zu untersuchen. Das heißt: eine Bebauung soll in ausgewogenem Verhältnis zu dauerhaft bestehenden Grünflächen entwickelt werden.

Die Stadtverwaltung beschäftigt sich bereits seit Ende 2021 mit der Flächenentwicklung der Kuhturmstraße . Als Arbeitsgrundlage wurden 2022 Studien erarbeitet, um zu sehen, wie Bebauung und Grün auf den Flächen verteilt werden könnten. Daran anknüpfend fand 2023 ein dreistufiger, aufeinander aufbauender Beteiligungsprozess statt, in den sowohl die Expertise der städtischen Fachämter als auch die Ideen der Bürgerschaft einflossen.

Mit dem Ziel einer guten Lösung für alle und für das Quartier, wurden die Ideen über die drei Formate hinweg gemeinsam zu Lösungsansätzen weiterentwickelt. Angesichts der überschaubaren Größe der beiden Flächen entlang der Kuhturmstraße wurden in dem Prozess nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Grenzen der Flächenentwicklung herausgearbeitet. Dabei ist es gelungen, sich auf die wichtigsten Ziele und Qualitäten zu einigen. Wie diese mit eventuellen gesamtstädtischen Bedarfen und Möglichkeiten der Umsetzung und Finanzierung vereinbar sind, war darüber hinaus zu klären. Im Ergebnis zeigt sich, dass viele Ideen zur Verbesserung dieses Stadtraums bei der Flächenentwicklung beachtet, aber nicht alle Wünsche auf den Flächen umgesetzt werden können. 

Das Synthesepapier

In einem Synthesepapier wurden im Juni 2024 die wesentlichen Aussagen und Anforderungen mit mehrheitlichem Konsens aus dem Gesamtprozess zusammengefasst. Das Synthesepapier versteht sich somit gleichermaßen als eine Zielstrategie für die Entwicklung der Kuhturmstraße und als Arbeitsinstrument für weiterführende Planungen und Prozesse. Bei der schrittweisen Entwicklung der Flächen in den kommenden Monaten und Jahren werden jedoch weitere Abstimmungen erforderlich sein.

Die Kernaussagen des Synthesepapiers:

Die Bebauung auf der einen und die Aufwertung der Grünfläche auf der anderen Seite der Kuhturmstraße sollen als „Quartiersmeile Kuhturmstraße“ den Straßenabschnitt neu beleben.

Bei der neuen Wohnbebauung auf der Südseite der Kuhturmstraße soll dabei darauf geachtet werden, dass Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und finanziellen Mitteln bedacht werden. Verschiedene Wohnformen, Wohnungsgrößen und Wohnungszuschnitte sowie zusätzliche Angebote für den Stadtteil, erhöhen die Lebensqualität und Vielfalt im Quartier. Die Bebauung selbst soll kompakt, funktional und zugleich klimagerecht umgesetzt werden, beispielsweise mit Solaranlagen, begrünten Dächern und Fassaden. Der Weg der Projektentwicklung soll insgesamt vorbildhaft sein und gemeinwohlorientierte Akteure und gemeinschaftliche Eigentums- und Trägerformen einbeziehen.

Mit der Neugestaltung der öffentlichen Grünfläche auf der Nordseite der Kuhturmstraße soll vor allem das Stadtklima vor Ort verbessert werden. Mehr Bäume und Sträucher sollen Schatten spenden. Mit einer geeigneten Gestaltung des Geländes soll Regenwasser gespeichert, Lärm gemindert sowie, die Biodiversität und Abkühlungsfunktion, gesteigert werden. Für die Menschen im Quartier entsteht somit ein kleiner Stadtpark, der als Ort zur Erholung, der – besonders an heißen Tagen – mehr zu bieten haben wird, als die Fläche heute.

Im künftigen Mobilitätskonzept der „Quartiersmeile“ wird der Fokus neben dem bestehenden ÖPNV auf dem Fuß- und Radverkehr liegen. Sichere Übergänge über die Straße, ausreichend breite Fußwege und eine gute Lösung für den Radverkehr werden angestrebt. Außerdem soll eine Aufwertung des Straßenraums durch Begrünung, Versickerungsmöglichkeiten und eine Verbesserung der Lärmsituation erfolgen. Nachhaltige Mobilitätsangebote für die neue Bebauung und das bestehende Viertel haben dabei Vorrang vor dem Auto, auch im öffentlichen Raum.

Ausgangsposition der Flächenentwicklung

Hintergrund

Die Kuhturmstraße in Altlindenau verbindet den Straßenbahnhof Angerbrücke mit dem Lindenauer Markt.

In den 1990er Jahren wurden im Zuge der Realisierung der Stadtbahntrasse in der Kuhturmstraße große Teile der historischen Bebauung des Straßenzuges abgebrochen. Seitdem werden die beiden gegenüberliegenden Flächen, die der Stadt Leipzig gehören, als öffentliche Grünanlagen genutzt. Laut dem geltenden Bebauungsplan Nr. 30.1 mit dem Titel “Henricistraße” 1. Änderung können beide Flächen bebaut werden. Zulässig sind demnach mehrgeschossige Gebäude zum Wohnen und für nicht störendes Gewerbe entlang der Block-Außenkanten.

Heute sind die Flächen, die im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II teilweise als Kunstprojekt „Liegen ist gebührenfrei“ gestaltet waren, geprägt durch einfache Wege, einen Bestand an Bäumen und vereinzelte Sitzmöglichkeiten. Die Aufenthaltsqualität ist durch diese geringe Ausstattung begrenzt. Der Erholungsfunktion werden die Flächen kaum gerecht. In den trockenen und heißen Sommermonaten können die verdorrten Rasenflächen nur minimal zur Verbesserung des Standortklimas beitragen. Diese Situation ist insgesamt nicht mehr zeitgemäß.

Wünsche und Zielvorstellungen

Engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil entwickelten in den vergangenen Jahren verschiedene Projektideen und Vorschläge zur Aufwertung der Flächen. Der Stadtbezirksbeirat Alt-West übernahm bei den verschiedenen Initiativen eine wichtige unterstützende und vermittelnde Rolle. Parallel befassten sich die städtischen Ämter gemeinsam mit dem Stadtumbaumanagement Leipziger Westen mit diesen Flächen. Im Mai 2023 wurde die  Petition “Erhaltung der Grünfläche und Umwandlung in Park” abrufbar unter ratsinfo.leipzig.de (Vorlage Nr. VII-P-07960-DS-02) vom Stadtrat behandelt. 

Mit der wachsenden Bevölkerung und der damit verbundenen zunehmenden Verdichtung im Leipziger Westen werden dringend neue Standorte für bezahlbaren Wohnungsbau und Gemeinbedarfseinrichtungen gebraucht. Andererseits müssen Freiräume und Grünflächen als Orte der Vielfalt und Erholung im Stadtgebiet gesichert werden. Diese Problemlagen gibt es immer häufiger in unserer wachsenden Stadt. 

Um dafür geeignete Handlungsmöglichkeiten zu finden, arbeitet die Stadt Leipzig an einer Strategie der doppelten Innenentwicklung. Ziel ist es, „… das Wachstum flächensparend zu gestalten und die Grün- und Freiraumqualitäten zu erhalten. Wir wollen eine Balance zwischen der besseren Ausnutzung von vorhanden Flächenreserven und Infrastrukturen einerseits und der Erhaltung der Lebensqualität andererseits erreichen.“

Was sich relativ einfach anhört, ist jedoch eine hochkomplexe Aufgabe. Die ämterübergreifende Arbeitsgruppe „Flächenentwicklung Kuhturmstraße“ hat sich zum Ziel gesetzt, diese beiden städtischen Flächen in vorbildhafter Weise zu entwickeln und so ein realisierbares Pilotprojekt zu schaffen, das beispielgebend für ähnliche Situationen in Leipzig sein kann.