Eine Gruppe von Institutionen und engagierten Akteuren hat sich zusammengeschlossen, um wenig bekannte Stadtteilgeschichte stärker sichtbar und erlebbar zu machen.
Das Netzwerk
Auf gemeinsame Initiative des Stadtumbaumanagements Leipziger Westen und des Stadtgeschichtlichen Museums der Stadt Leipzig hat sich im September 2022 das Netzwerk “Erinnerungscluster Leipziger Westen“ gegründet. Zu den Besonderheiten des Leipziger Westens gehört die räumliche Konzentration von Orten und Institutionen in der Zschocherschen Straße von der Felsenkellerkreuzung bis zum CapaHaus an der Angerbrücke. Sie alle sind eng mit außergewöhnlichen historischen Ereignissen der Stadtteilgeschichte verbunden und bilden ein ‘Erinnerungscluster’.
Folgende Institutionen/Orte sind bislang dabei:
- Felsenkeller (Geschäftsführung und Förderverein)
- Memorial (Schaubühne Lindenfels)
- Erich-Zeigner-Haus (Erich-Zeigner-Haus e.V.)
- Gewölbekeller (Felsenkellerstraße GmbH & Co. KG und DENK ARCHITEKTEN INGENIEURE GmbH)
- Bibliothek Plagwitz ‘Georg Maurer’
- Musikalische Komödie
- CapaHaus (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Initiative CapaHaus, CAPA Culture gGmbH, Verlag Hentrich & Hentrich)
Hintergrund und Selbstverständnis
Der Zeitraum vom ersten Weltkrieges 1918 bis zur Gründung der DDR 1949 weist auch in der Stadt Leipzig Erinnerungslücken auf. Dabei waren diese Jahre geprägt von fundamentalen gesellschaftlichen Umbrüchen, progressiven Entwicklungen, Katastrophen und Neuanfängen. In Lindenau konzentrieren sich auf einer Wegstrecke von wenigen hundert Metern mehrere Bau- und Geschichtsdenkmale, die Zeitzeugnis darüber ablegen. Aufgereiht wie an einer Perlenschnur verbindet das CapaHaus, die Musikalische Komödie, der alte Felsenkeller (Gewölbekeller), die Georg-Maurer-Bibliothek, das Erich-Zeigner-Haus, das Memorial und der Felsenkeller neben der geografischen auch die historische Nähe. Sechs Gebäude und eine Brache erzählen Geschichten von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten, die oft wenig präsent sind in der Stadt-(teil)geschichte. So ist der Felsenkeller mit der mitteldeutschen Arbeiterbewegung und Rosa Luxemburg verbunden oder die Musikalischen Komödie mit den wilden Zeiten der 1920er Jahre. Die Georg-Maurer-Bibliothek steht als 1929 eröffnete IV. Städtische Bücherhalle für erstmals freien Zugang zu Bildung für alle. Als Beispiel für Demokratie und Zivilvourage überführt das Erich-Zeigner-Haus die historischen Spuren des Namensgebers ins Heute. CapaHaus, Memorial aber auch der alte Felsenkeller erinnern an die letzten Tage des zweiten Weltkrieges im Leipziger Westen.
Stadtumbau im Leipziger Westen und das ‘Erinnerungscluster’
Seit Ende der 1990er Jahre förderte die Stadt Leipzig im Rahmen der Sanierungs- und Stadtumbaumaßnahmen in Plagwitz und Lindenau bauliche Erhaltungs- und Umbaumaßnahmen mit finanziellen Zuschüssen in erheblichem Umfang. Heute sind beispielsweise die Schaubühne Lindenfels, der Felsenkeller, die Musikalische Komödie oder die Stadtteilbibliothek wieder identitätsstiftende Orte für die Menschen im Stadtteil. Mit dem Projekt Gewölbekeller wird derzeit der alte Felsenkeller ‘neu inszeniert’. Und dank der aktuellen Sanierungsarbeiten wird das Erich-Zeigner-Haus als barrierefreier generationenverbindender Ausstellungs- und Veranstaltungsort ertüchtigt. In allen Fällen geht es darum, denkmalgerecht mit der Substanz umzugehen, Spuren der Vergangenheit zu erhalten aber auch, eine zeitgemäße Nutzung zu sichern. Durch ihre inhaltliche Arbeit, die vielfältigen Veranstaltungen und Angebote sorgen alle Netzwerkpartner dafür, dass diese Orte und die damit verbundenen Erinnerungen an Ereignisse der Stadtteilgeschichte lebendig gehalten und fortgeschrieben werden.
Gemeinsame Aktivitäten
Tag des offenen Denkmals | Sonntag, 8. September | 11.00 – 13.30 Uhr
Ein geführter Stadtteilspaziergang
Vom Capa-Haus zum Felsenkeller. Ein Katzensprung durch die Geschichte.
Bis zu 90 Interessierte folgten der Einladung zu einem ‘Katzensprung durch die Geschichte’ vom CapaHaus über Muko, Gewölbekeller, Georg-Maurer-Bibliothek, Erich-Zeigner-Haus, Memorial (s. Foto) bis zum Felsenkeller. An sieben Stationen vermittelten die jeweiligen Gastgeber*innen, wie ihre Orte mit der Stadteilgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbunden sind und welche Angebote sie jetzt für den Stadtteil machen. Mehr Informationen
Ulrike Jurrack, 16.09.2024